Rio - Schönheit und Schrecken

Rio de Janeiro gilt als die schönste Stadt der Welt, das ist die gute Nachricht für Brasilien-Reisende. Die schlechte: Sie ist auch eine der gefährlichsten Städte ... Für jemanden wie mich mit einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis ist das ein echtes Problem, die BEvA ist da ein wenig lässiger. In dieser Stadt liegen Schönheit und Schrecken, Reichtum und Armut, Favelas und Villen sehr nah beieinander. Das bedeutet, dass man eigentlich kaum zu Fuß unterwegs ist, sondern sich mit dem Taxi zu den einzelnen Spots fahren lässt. Wie auf einer Safari in einem Jeep, wo draußen die mörderische Wildnis lauert. Jetzt aber Schluss mit der Schwarzmalerei!

Corcovado mit der Jesus-Statue, Copacabana und Ipanema, der Zuckerhut, die ganze Stadt gebettet zwischen Meer und Urwald, zwischen weißen Stränden, grünem Blättermeer und den markanten Felshügeln, das alles macht Rio zu einem Weltwunder. Das weiß auch Superstar Madonna, die just am Tag unserer Ankunft an der Copacabana ein Gratis-Konzert vor 1,6 Millionen Zuschauern gibt. Die einzigen, die davon keine Ahnung haben (und es erst am nächsten Tag von Freunden aus Deutschland und auch unserem Tourguide erfahren), sind wir. Naja, wir waren zur gleichen Zeit in einem wunderschönen kleinen Bossanova-Konzert, ohne Superstar, aber mit grandiosen Musikern, die mich zu Tränen rührten. Auch eine gute Geschichte ... Fast so gut wie die der zwei jungen Däninnen, die uns ein paar Tage später erzählen, dass sie nach dem Konzert beim Warten aufs Taxi in eine Schießerei gerieten, ihnen das Handy entrissen wurde und es ihnen unter Todesgefahr schließlich gelang, es wieder zurück zu bekommen. Spätestens da waren wieder doch sehr froh, nicht bei Madonna gewesen zu sein.

Wir wohnen in einem Kunstatelier im Künstler- und Hippieviertel Santa Teresa, mit ein paar sehr stimmungsvollen Kneipen gleich um die Ecke. Von hier gehen wir per Uber auf Sightseeing-Safari, wobei wir allein einen ganzen Tag auf dem Zuckerhut verbringen. Hier oben ist es trotz der vielen Touristen still und kühl, es gibt kleine Dschungel-Pfade, Wahnsinns Ausblicke und direkt darunter einen kleinen Strand, der uns viel besser gefällt als die berühmten Strände von Copacabana und Ipanema. Die Stimmung ist hier friedlicher, auch laufen keine schreienden Verkäufer herum, die einem Strandstühle, Empanadas, Handtücher, Armkettchen und Caipirinhas verkaufen wollen. Ach ja, die Caipirinhas ... Von denen trinken wir dann doch einige, aber irgendwie schmecken sie hier auch viel besser als in den Münchner Bars!

Um dem Trubel (und Taschendieben) zu entfliehen, verbringen wir einen Tag ein wenig abseits auf einem Boot, wo wir mit Meeresschildkröten schnorcheln. Auch das geht in Rio, we loved and survided it!

Anmerkungen der BEvA: Ehrlich, das was kein Spaß! Mein geliebter Gatte ist sowieso schon neurotisch ängstlich, mindestens 10 mal am Tag checkt er, ob ich unsere Kreditkarte sicher verstaut habe. Die Pässe werden an den unmöglichsten Stellen im Hotelzimmer versteckt, sodass wir nach Tagen gar nicht mehr wissen, wo sie sich befinden. Aber mit Oli in Rio? Puh, da war ich zwischendurch echt mit meinen Nerven am Ende, vor allem, weil sich die Angst dann auch irgendwann übertragen hat und ich selber anfing, mein Handy nicht öffentlich in die Hand zu nehmen,  das Ubertaxi von sicheren Plätzen aus zu bestellen und abends die 30 Meter zu unserer Unterkunft schneller als üblich zu laufen. Auf der anderen Seite: Rio ist der Wahnsinn, diese Schönheit überträgt sich auf seine Bewohner. Nirgendwo auf der Welt habe ich so viele schöne Menschen gesehen, wie hier. Ein Meltingpot der Kulturen, viele sagen: Erotik pur, denn die Cariocas sind extrem körperbetont, Sport im Freien ist "in", es wird gejoggt, gesurft, trainiert, denn schließlich muss der Körper ja strandtauglich sein. Unsere sind es übrigens nicht:) Eine Stadt in Flipflops mit dem Surfboard unter dem Arm. Toll. Ich liebe es!