Schwarzwald mit Vulkan

 

 

Rund um den Lago Llanquihue in Chile ticken die Uhren anders, nämlich deutsch. Das erkennen wir als erstes an der riesigen Kuckucksuhr, die ein Auswanderer-Museum in Puerto Varas schmückt. Im 19. Jahrhundert siedelten viele Deutsche hier in der Gegend, und das sieht und spürt man auch heute noch überall. Hübsche, ordentlich gezimmerte Holzhäuschen, vor den Restaurants Schilder, die mit "Kuchen" werben, deutsche Namen wie Schnitzler oder Müller an den Türen, Felder und Wiesen mit Fleckvieh ... Manchmal glauben wir, durch den bayerischen Pfaffenwinkel zu fahren, wäre da nicht der riesige Vulkan Osorno, der hinter dem See aufragt. Ein chilenisches Wahrzeichen, das wir rundum erwandern. Mit bangem Blick auf den Nachbarvulkan, der vor einigen Jahren mit großem Getöse ausbrach. Glücklicherweise wurde die Gegend schnell genug evakuiert, es gab keine Verletzten.

Sehr deutsch ist übrigens auch der Bürokratismus, mit dem wir jetzt konfrontiert werden. Die beste Ehefrau von allen hat nämlich dummerweise den Wisch weggeworfen, den wir an der chilenischen Grenze bekommen haben, eine dünne Quittung, so sah es aus,  aber in Wirklichkeit ein hochwichtiges Dokument, ohne dass wir nicht nach Argentinien zurückreisen dürfen! Höchstens der Grenzer hat einen guten Tag, ist Fan von FC Bayern München oder im Sternzeichen Waage ... Also verbringen wir den Vormittag auf einer Polizeiwache in Puerto Montt, wo man uns unter Stöhnen und Seufzen einen neuen Wisch ausstellt. Damit dürfen wir nun endlich ausreisen, was wieder ein Abenteuer ist - über drei Seen, mit Booten und Bussen durch den patagonischen Urwald. So kommen wir schließlich im argentinischen Bariloche an, auch hier geht es deutsch-schweizerisch zu. Und es gibt sogar einen grimmschen Märchenwald im Parque Nacional Nahuel Huapi, den Sendero de los Arraynes. Verknotete Wurzeln, schroffe Borken, riesige in den Himmel ragende Stämme. Mit den Gebrüdern Grimm verabschieden wir uns aus Patagonien und reisen zurück nach Buenos Aires. (P.S. Anmerkungen von der BEvA: Unser erster Streit, wegen so einem kleinen Zettelchen. Ich habe wirklich geglaubt, er sei nicht wichtig und man könne ggf. einfach mit den Grenzern reden. Aber mein geliebter Ehemann hat irgendein seltsames Kindheitstrauma was Grenzen angeht und somit hat er sich auf kein "wir probieren es einfach mit einem Lächeln" eingelassen, sondern ist lieber zur nächsten Polizeidienststelle gefahren. So werden wir nie erfahren, wie streng die chilenischen Grenzbeamten wirklich sind - schade:))