Sturm am Ende der Welt

Der Sturm bläst vom Meer in den kleinen Hafen, als wir uns auf unsere Bootstour unten in Feuerland begeben. Die Stadt Ushuaia ist die südlichste Stadt der Welt, nur noch 1000 Kilometer von der Antarktis entfernt - und das spürt man. Wir fahren den Beagle-Sound entlang, benannt nach dem Schiff, mit dem Charles Darwin hier einst langschipperte. 300 Jahre zuvor war es Magellan, der als erster Europäer die Durchfahrt zum Pazifik entdeckte. Weil er Lichter am Ufer sah, gab er dem einsamen windumtosten Landstrich den Namen Feuerland. Die Ureinwohner wurden im 19. Jahrhundert innerhalb von nur ein paar Jahrzehnten nahezu vollständig ausgerottet, nachdem sie über über 6000 Jahre friedlich hier gelebt haben ... Damals gab es noch keine Tabletten gegen die Seekrankheit, heute schon. Ich bin ziemlich froh, eine Tablette genommen zu haben. Denn der Wind ist so heftig, dass die Wellen das Boot hochheben und wieder niederwerfen. Weil wir die Warnungen nicht mitbekommen, werden wir beinahe von Bord gespült. Später hagelt es, Schnee, Regen, dann wieder Sonnenschein, es bleibt jedoch kalt, wir tragen Handschuhe und Daunenjacken. Am nächsten Tag wandern wir an der Küste entlang durch den Nationalpark Terra del Fuego, mit atemberaubenden Blicken auf die Berge ringsum! Und wir machen das, was wir schon zuhause geplant haben: Einmal Eisbaden am Ende der Welt! Blöderweise haben wir im Hotel unsere Badesachen vergessen. Aber es gibt ja genug versteckte Buchten. Das Meerwasser ist 6 Grad kalt, wir halten es eine Minute aus, dann geht es mit Hormonen berauscht weiter. 20 Kilometer wandern wir an diesem Tag, am Abend gibt es einen Fischeintopf und eine Flasche Malbec, und wir stoßen auf Darwin und Magellan an!

(P.S. Anmerkungen von der BEvA: ich hatte ja ein wenig Angst vor der Kälte, aber es wird eigentlich gar nicht richtig kalt, aufgrund der Magellanstraße. Wir haben es ja sogar zum Eisbaden geschafft. Tipp am Rande: das von allen beworbene Museum über die Magellanstrasse und der Besiedelung des "Ende der Welt" war ziemlich teuer und nicht soo ergiebig wie wir uns das eventuell gewünscht hätten. Was für mich neu war:  Darwin und co. haben damals einfach vier Kinder der Ureinwohner, die dort bereits seit tausenden von Jahren als Kanu-Nomaden unterwegs waren, mit nach England genommen - als Ausstellungsstücke und Versuchskaninchen, ob man ihnen die westliche Kultur beibringen könnte. Brr - als Mutter - eine furchtbare  Vorstellung). )