Karibik in Kolumbien - Brütende Hitze und Pirates of the Caribbean

Diese Reise durch Südamerika ist zu weiten Teilen nicht geplant, wir schauen, wo es uns hintreibt. Und nach Brasilien treibt es uns weiter nach Kolumbien. Dort wollte ich schon immer mal hin! Kolumbien hat sich seit den Tagen von Drogenboss Pablo Escobar sehr zum Positiven verändert, außerdem ist es die Heimat des Literatur-Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez, den die BEvA verehrt. Ein Land der Musik, der politischen Kämpfe, eisiger Gipfel - und heißer Küsten. Wie heiß, erleben wir schon sehr bald. Wir reisen über Bogota ein, wo uns gerade noch Zeit bleibt, das berühmte Goldmuseum zu besuchen. Die meisten Schätze hier stammen von Grabräubern, denn der Staat zahlte ihnen bis in die 90er eine satte Prämie für jedes ausgebuddelte Stück. Wir lassen uns versichern, dass all die vorchristlichen Kostbarkeiten hier echt sind - ein kolumbianisches Fort Knox sozusagen, und ein Hort für Geschichtenräuber wie mich!

Von Bogota geht es gleich mit dem Flugzeug weiter nach Cartagena, Weltkulturerbe an der karibischen Küste, eine städtische Perle und ein Touristenmagnet. Sehr hübsch anzusehen, wenn wir auch keine anderen Gringos mehr gewohnt sind, die hier in Scharen in der Altstadt herumstreifen. Da gefällt es uns besser im benachbarten Viertel Getsemani, wo abends sprichwörtlich der Papst tanzt. Wir besuchen ein Salsa-Konzert im berühmten Cafe Havanna (wo ich tumber Eisbär ein klein bisschen tanze), und weil das der BEvA nicht reicht, finden wir einen Kompromiss über AirBnb: Ein Kochkurs mit Salsa, großartig, ich koche, die BEvA tanzt.

Was aber vor allem mir zu schaffen macht, ist die krasse Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit, eine Feuerwand, sobald man das von der Klimaanlage eisgekühlte Hotelzimmer verlässt, so als würde man den ganzen Tag über in einer Sauna auf und abgehen. Eigentlich wollten wir den Treck zur legendären Lost-City machen. Doch fünf Tage Wandern durch diese Hitze, das schaffe ich nicht. Stattdessen reisen wir von Cartagena in den Tayrona-Nationalpark, wo uns Strände erwarten wie Fototapeten. Die Berge reichen hier bis hinunter zum Meer, es gibt Kokospalmen, weißen Sandstrand, Dschungel, das ganze jedoch bei brütender Hitze. Ich komme mir teilweise vor, als würde ich über einen feindlichen Planeten gehen. Wir sind beileibe nicht die einzigen auf dem Weg, der Nationalpark ist für die Kolumbianer ein beliebtes Reiseziel; tröstend zu sehen, dass die Einheimischen genauso schwitzen wie ich. Direkt nach der heissesten Etappe hat ein Eisverkäufer seinen Stand aufgemacht, das Geschäft seines Lebens! Doch als wir uns (mit verschwitzten Hemden und Cappys) ins Wasser gleiten lassen, ist alles Jammern vergessen. Wir sind keine Strand-Potatoes, aber einen Tag am karibischen Strand, das lässt uns spürbar runterkommen. Wenn auch der Rückweg wieder schweißtreibend ist. Als es am nächsten Tag durchgehend regnet und wir in unserer Lodge an diesem Reiseblog schreiben, freuen wir uns richtig über schlechtes Wetter. Jetzt geht es wieder in kühlere Gefilde in den Bergen, und es wird mehr Regen geben.

 

Anmerkungen der BEvA: Cartagena ist wunderschön, wie eine Art Walt-Disney-Land, so stellen sich die "Gringos" alte Kolonialstädtchen in der Karibik vor. Pittoresk, jedes Haus ein Foto-Motiv. Daher stolpert man auch immer wieder tumb in Foto-Insta-Posen von jungen TouristInnen. Was mir hier auffällt (der geliebte Ehegatte gibt vor von einer Art "Ehefrauen-Mauer" umgeben zu sein): Kolumbien ist extrem sexualisiert. 

Kleidung ist eher lästig, man zeigt als Frau viel Haut, Busen und Po. Die Männer gerne muskelbepackte Oberarme und Waschbrettbäuche - am Besten sind sie eh gleich ohne Hemd unterwegs. Ein anderes Schönheitsideal als in Europa. Mir ehrlich gesagt, alles ein bisschen "too much". (Zudem ich auch selbst aus dem Stringtanga-Alter raus bin, bzw. nie drin war). Aber die KolumbianerInnen sind wunderschön und unglaublich lebensfroh, freundlich und herzlich. Dazu lieben sie Musik, wachsen damit auf, überall hört man Salsa-Rhythmen, für Menschen wie mich, die gerne tanzen - ein Traum. (Aber - ich gebe es nur ungern zu, denn schließlich habe ich 4 Prozent Puerto-Ricanisches Blut in mir, es war mir stellenweise auch viel, viel zu heiß.)