Vom Pantanal ist es nicht weit bis zu unserer nächsten Station, wobei nicht weit in Brasilien alles unter zwölf Stunden Fahrtzeit bedeuten kann. Unser Ziel ist Bonito, eine kleine verschlafene Stadt, in deren Nähe sich Flüsse befinden, so klar, als würde man durch Glas schauen. Hier wollen wir schnorcheln. Dummerweise gibt es in der Nacht zuvor einen Temperatursturz, es hat plötzlich nur noch 18 Grad. Klingt für uns Deutsche recht angenehm, aber nicht, wenn man bei dieser Temperatur drei Stunden im Wasser schnorchelt. Wir bekommen Wet-Suits, mit denen wir zum Anfang unserer Tor geleitet werden, vorbei an einigen Gewächshäusern und Kochhütten, wo man uns die Herstellung von Dulce de Leche und das faszinierende Wachstum der Papayas erklärt - im Taucheranzug, sehr skurril. Dann bringt uns ein Jeep in den Dschungel, weiter geht es auf verschlungenen Dschungelpfaden, bis wir endlich den Fluss erreichen. Bis dahin sind wir froh um die achtzehn Grad, wir möchten uns nicht vorstellen, wie es ist, in einem Wet-Suit durch einen feucht-heißen Dschungel zu wandern.
Als wir uns schließlich ins Wasser gleiten lassen, stößt die BEvA einen Jauchzer der Begeisterung aus. Das Wasser ist kristallklar, viele unterschiedliche Fische, groß und klein, schwimmen direkt vor unseren Taucherbrillen, zum Greifen nah. Wir sehen eine Wasserschlange, Flusskrebse, Strudel und Geysire, die im Sand sprudeln. Der Kalkstein der Gegend macht das Wasser hier so klar, er fungiert als eine Art Filter, wie uns der Führer erklärt. Wir lassen uns mit der Strömung den Fluss hinuntertreiben, und mit der Zeit wird es auch im Wet-Suit, kalt, sehr kalt, wobei es im Wasser wärmer ist als draußen. Manche aus der Gruppe beginnen unkontrolliert zu zittern, und auch meine 95-kg-Fetpolster reichen nicht mehr aus. Ziemlich unterkühlt geht es nach diesem unvergesslichen Taucherlebnis zurück zum Camp, wo wir merken, dass Kälte verdammt hungrig macht. Es gibt Fleisch, Fisch, Reis, Gemüse und frisch gekochte Dulce de Leche. Noch nie hat mir eine megasüße Nachspeise so gut geschmeckt!
Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend, die überall der Kalkstein geprägt hat. Wir besuchen eine Grotte und einen über hundert Meter tiefen Krater, an dessen Rand viele Aras nisten. Das Echo lockt die Vögel hierher, da sie glauben, dass noch viel mehr ihrer Artgenossen um sie herumschwirren. Während der Tour erfahren wir beiläufig, dass noch bis ins 20. Jahrhundert hinein Viehdiebe hier in die Schlucht hinabgestoßen wurden. Überhaupt ist diese Grube ein tödliches Loch, eine sieben Meter lange Anakonda ist vor Jahren hinabgefallen und schafft es nicht mehr hinauszuklettern. Noch länger wohnt ein Kaiman-Pärchen hier unten, das sich von dem ernährt, was an Beutetieren so herabfällt - und von ihren eigenen Kindern. Denn die kleinen Kaimane können nicht weg von hier, sodass sie der Vater nach einer gewissen Zeit eines nach dem anderen totbeisst und auffrisst. Jedes Jahr aufs Neue. Als uns der Führer einen kleinen, sehr blutigen Film dazu auf seinem Handy zeigt, geht mir ein freudianisches Bild nicht mehr aus dem Kopf: Kinder sollten beizeiten von zuhause wegziehen, sonst werden sie von ihren Eltern, nun ja ... aufgefressen.
Anmerkungen der BEvA: Ich habe echt schon viel Schönes unter Wasser gesehen, aber diese Schnorcheltour war atemberaubend. Da habe ich sogar mal weniger gefroren als mein geliebter Gatte, vor lauter Aufregung. Auch das eher eine Ausnahmesituation, normalerweise bibbere ich schon nach 5 Minuten los. Einfach nur: unglaublich schön:)
Diese Webseite wurde mit Jimdo erstellt! Jetzt kostenlos registrieren auf https://de.jimdo.com